Verlassene Dörfer und menschenleere Gegenden; Wirte die eine Gastwirtschaft betreiben aber keine Gäste empfangen wollen und den epischsten Sonnenuntergang dieser Tour, nein, bestimmt meines Lebens… davon berichte ich in diesem Beitrag. Meine 2019 Challenge führt mich an Orte, die ich so nie besucht hätte.
Über Hügel und Berge
Schotterpisten, Singletrails und auch schön asphaltierte Fahrradwege stehen auf dem Programm. Als ich die Tour auf komoot geplant hatte, habe ich die Punkte Helpter Berge, Berlin, Kutschenberg und Feldberg einfach verbunden. Den Vorschlag von komoot kann man in der Regel schon übernehmen. Kleinere Anpassungen verbessern oder verschlechtern den tatsächlichen Verlauf. Aber das sieht man leider erst wenn man sich auf den Weg macht. Der schönste Part ist immer der, die geplante Tour auch tatsächlich abzufahren.
33kg Rad und Gepäck
Die Tour von insgesamt knapp 600km ausgestreckt auf 5 Tage muss gut geplant sein. Mein GPS Track legt sich wie ein Faden über die Karte – Berge und Hügel werden verbunden. Mit 1.214hm auf dem Feldberg sprechen wir sogar von richtigen Bergen, mit Skilift und frischer Bergluft. Ein Zelt, Schlafsack und die übrigen Sachen tragen zum Gesamtgewicht von knapp 33kg bei. Nicht wenig Kilo, die alle Höhenmeter hoch nach Oben gebracht werden wollen.
Dieses stattliche Gewicht habe ich so nicht erwartet, weshalb ich zum Start mich mit Fahrrad gar nicht erst auf eine Waage gestellt habe. Erst als mir die 15% Steigung und mehr ins Gesicht geflogen sind, setzte ein Umdenken zu meinem Equipment statt. Vielleicht läppert sich Zelt, Schlafsack, eine großzügige Rando-Bag, die Fotoequipment viel Platz bietet, ja am Ende doch. Und das bestätigte die Waage Zuhause auch, mit 33kg hätte ich nicht gerechnet. Aber ein Stahlrahmen und vergleichsweise ausgewogene / preiswerte Shimano 105 Bauteile sind noch kein Rennrad-Leichtbau.
Mehr Details zum Equipment schreibe ich dann aber doch lieber in einem eigenen Beitrag. Dieser will hier später verlinkt werden.
Part 1 – Der verlassene Osten
Am Bahnhof von Neustrelitz ging das Abenteuer los. Mit einem kaputten GPS Track und so gar nicht funktionierendem Navi. Mein treuer Wahoo Elemnt Bolt begleitet mich seit über einem Jahr. Doch mein Versuch einen knapp 600km langen Track zu laden war wohl zu ambitioniert. Spontan musste ich also Komoot öffnen, Track kopieren dann stückeln, speichern und neu laden. Wutschnaubend verlies ich also den Bahnhof. Dabei war die Anreise per Regio-Bahn ganz nett. Wer sich die wilden Namen auch immer Ausdenkt („Erixx“, „NASA“ – Nahverkehrsservice Sachsen Anhalt, usw.). Wow. Beflügelt gehts los.
Die Waldwege sind frisch asphaltiert, die Gegend malerisch. Leichter Regen verdirbt nicht die Laune. Ein kleines Fahrrad-Setup Shot und ab gehts. Mein Weg streift den Müritzer Nationalpark, es geht dann eher durch kleine Dörfer mit Charm. Der Ost-Flair kommt hier ganz stark durch, Holzhütten, Vorgärten mit Holz-Spitzzaun. Kleine Pfade statt erhöhter Randsteine und Trottoir schlängeln sich am Rand der Straße. Holpernd über Kopfsteinpflaster und Schlaglöcher verläuft der Vormittag. Mit 80km ist die Hälfte geschafft, da bin ich schon fast auf der Spitze des höchsten Punkts von Mecklenburg-Vorpommern angekommen.
Ereignislos verläuft der Anstieg und Anreise. Verlassen liegt der Helpter Berg (knapp 150hm) im Wald. Sogar etwas zugewuchert ist mein Weg, dass ich die letzten Meter nach oben ohne Rad in Angriff nehmen muss. Um auf dem Gipfel angekommen festzustellen, dass ich bloß den Hintereingang gewählt habe. Von Norden kommend kann man tatsächlich auch sehr viel einfacher zu diesem Gipfelkreuz gelangen. Aber oben ist oben. Haken dran und wieder ab nach unten.
Dramatisch verläuft der Nachmittag dann aber doch – etwas. Starkregen bremst mich aus und lässt mich in meinen Taschen kramen. Regenjacke übergezogen und weitergefahren, bloß um 200m später doch zum Halten zu kommen. Denn der Platzregen und Donner appellieren an meine Vernunft und ich sehe ein, dass eine kurze Pause unter Bäumen angebracht ist. Nass werde ich dann aber trotzdem.
Trockene Felder und Mähdrescher – der Staub liegt in der Luft.
Regenluft steigt in die Nase, etwas was ich sehr liebe – kaum etwas ist so charakteristisch wie die Luft nach einem Regen. Gerade wenn man einen trockenen Sommer hat. Mähdrescher arbeiten sich über die Felder, gerade als ich mir meinen Weg durch die Uckermark bahne. Staubwolken werden nun zum Glück durch die frische Luft abgelöst. Dankbar bin ich über die Wassertropfen, die den Staub einfangen. Zuletzt ärgere ich mich aber mal wieder über mich selbst: statt auf Komoot zu hören habe ich meinen Weg auf eine stark befahrene Bundesstraße gelegt. Der Versuch zurück in den Wald oder Fahrradweg zu gelangen scheitert. Kaum ein Durchkommen über zugewachsene Forstwege. Es bleibt dabei, die nächsten 30km werde ich dicht überholt.
Fixie Klapprad
Etappenziel ist auch der Depponieberg „Arkenberge“, welcher den höchsten natürlichen Punkt in Berlin ausmacht. Jedoch ist dieser gar nicht zugänglich, weshalb ich ein „mit Rad vorbeigefahren“ als ausreichend verbuche. Um der Challenge halbwegs gerecht zu werden. Somit endet der Tag mit 160km in den Beinen und zwei erreichten Etappen an einer Regio-S-Bahn. Die mich vom nord-östlichsten Punkt Berlins bis hin and nach Potsdam (quasi süd-westlichster Punkt) bringt. Über eine Stunde geht die Fahrt quer durch die Hauptstadt. Dabei komme ich mit einer Fahrradfahrerin ins Gespräch, deren Fahrrad mich schnell fasziniert.
Nach einem kurzen „Wohin des Weges“ und weiterem Smalltalk verebbt auch dieses kurze Gespräch. Doch dann fällt mein Blick auf das alte Klapprad, etwas stimmt an diesem nicht. Erst sehe ich nicht warum mein Unterbewusstsein reagiert, bis ich merke, dass das Rad keine Bremsen hat. Bestätigung suchend schaue ich auf die Kurbel und Kette: das sieht aus wie ein Fixie. Kurz nachgefragt und ja: das ist es wirklich. Ein Fixie Klapprad. Minimalistisch und zusammenfaltbar – die Vorteile leuchten mir ein. Sofort habe ich das nächste Projekt vor Augen. Alte Klapprad-Rahmen sollten günstig zu haben sein, dann noch einen BMX-Laufradsatz mit Fixie-Nabe, stell ich mir gut vor. Aber nun wartet meine erste Übernachtungsmöglichkeit bei Yannick, ein Jugendfreund aus der alten Heimat. Mit Bier und alten Zeiten geht der Tag zu Ende – so kann es gerne weitergehen.
Part 2 – Der einsame Osten
Nachdem der erste Tag durch größtenteils menschenleere Gefilde geführt hat, so steigert sich das Elend dann im nächsten Bundesland. Brandenburg hat sehr schöne Fahrradwege, die aber eher für Inline-Skater geplant scheinen (und so viele Skater habe ich tatsächlich seit den 90ern nicht mehr gesehen). Es sind mit die besten Straßen, keine Autos und mein Reifen surren über den von der Sonne erhitzten Asphalt. Doch desto weiter Berlin sich entfernt und desto tiefer ich nach Brandenburg vorstoße, desto seltener sind andere Menschen. Und heute ist keine Übernachtung gebucht, das Zelt steht auf dem Plan. Einfach im Wald aufschlagen an einem geeigneten Ort? Wir werden sehen. So lasse ich mich durch die menschenleeren Felder treiben, der Tag vergeht wieder Ereignislos. Nur die Übernachtungsfrage macht mich etwas nervös.
Kurze Mittagspause mit Einkauf bei REWE – irgendwie freut man sich über die kleinen Dinge: ungewohnt ist die Umgebung aber zum Einkaufen gibt es die gleichen Produkte. Das ist irgendwie skurril weil vertraut.
Als es Abend wird, taucht wieder die Frage auf. Also wo penne ich denn nun eigentlich. Einerseits ist da das Zelt, aber nach einem ganzen verschwitzten Tag auf dem Rad, da ist im Schlafsack an keinen guten Schlaf zu denken. Ich würde es auf einen Versuch ankommen lassen – schließlich sind meine echten Bikepacking Erfahrungen unter freiem Himmel spärlich vorhanden. Wie schlimm kanns sein? Doch so richtig begeistern kann ich mich dafür nicht, auch nicht allein in einem Stück Wald zu liegen. Gerade wenn man in einer so verlassenen Gegend unterwegs ist.
Als ich ein paar kleinere Orte auf der Route ansteuere, halte ich sofort Ausschau nach Gaststätten. Doch die Orte sind so klein, dass es zwar Gaststätten gibt, aber diese nur Wirtschaften sind und die Zimmer nicht vermietet werden. Auf Nachfrage bekomme ich nur ein „alles Ausgebucht“ zurück – vielleicht eine Gespenster-Konferenz? Wahrscheinlicher ist die Erklärung, dass man auf Gäste so gar nicht mehr eingestellt ist, wenn diese sich nicht lange im Vorhinein ankündigen.
Noch weniger Gastfreundlich empfangen mich Orte, an deren Häusern Runen und Flaggen mit „besonderem“ Nationalstolz hängen. Nun will ich nicht auf Vorurteilen herumreiten, aber diese Eindrücke wiegen dann doch schwer. Willkommen in der Wirklichkeit, hier entstehen die nächsten Hass-Kommentare in der SPON Kommentarspalte. Nicht lange nachdenken – schnell weiter.
Mein Weg schlängelt sich durch Wälder, während die Sonne sich Stück für Stück zum Horizont vorarbeitet. Lauchhammer (ja, tatsächlich) ist der nächste Ort, doch so weit komme ich gar nicht mehr. Ein See taucht im Wald auf, und auch etwas Zivilisation. Ein Campingplatz ist zu sehen – perfekt. Das Zelt also nicht umsonst dabei und ich kann doch unter freiem Himmel schlafen wie geplant. Eine Dusche rundet die Sache ab.
Schnell komme ich nicht zur Ruhe, obwohl das Zelt geräumig, die aufblasbare Isomatte bequem und der Daunen-Schlafsack ganz kuschelig ist. Gewitter begleitet vom Donner zieht über meinen Kopf hinweg, der Regen trommelt auf das Zeltdach. Die Lautstärke ist so hoch, dass ich wieder froh bin nicht irgendwo im Wald zu liegen – das wäre doppelt ungemütlich geworden. Auf dem Campingplatz am See stört aber gar nicht so sehr der Regen als eher ein Sommerfest am anderen Ufer. Erst freue ich mich, dass die Musik aufgrund des Gewitters verstummt. Doch als um 00:30 der DJ plötzlich Helene Fischer aufdreht, als sich der Regen verzogen hat – das stößt auf kein Verständnis. Ich bin zu alt für sowas.
Ruhetag
Der dritte Tag ist mit mehr Entspannung verbunden. Der Kutschenberg (Brandenburg) steht auf dem Programm, aber die Strecke von 60km wird als Frühsport verbucht. Sind doch die Kilometer am Morgen so günstig zu haben, während jeder Km am Abend schwer erkauft werden muss. Entsprechend schnell versuche ich also den Tag schon gegen Mittag für beendet zu erklären.
Mit 201hm ist der Kutschenberg der höchste Punkt im bisherigen Reiseverlauf. Als ich die letzten Höhenmeter zum Gipfel hochfahren möchte trifft mich der Schlag. Über 15% Steigung ist eine Sache, aber wirklich bemerkenswert ist die Skihütte auf dem Weg nach oben. Hier gab es wirklich mal Skibetrieb. Schneesicher wird das Gebiet heute kaum noch sein – denke ich mir, als ich das Rad weiter nach oben schiebe. Denn die Piste kommt man mit so viel Gepäck gar nicht mehr hoch. Nicht die letzte Piste dieser Reise, aber das weiß ich zu dem Zeitpunkt noch nicht.
Über Radeberg nimmt meine Tour ihren weiteren Verlauf. Und tatsächlich bin ich gegen Mittag schon am Tagesziel, ein Hotel bei Moritzburg. Gelegen in einem Wald am Naturschutzgebiet. Ich wasche schnell die Wäsche, leg mich kurz hin und nutze die restliche Zeit um Fotos zu machen. Sehr fotogen ist ein Leuchtturm, den ich unbedingt Nachts bei aufgehendem Mond schießen möchte. Der erste Wecker wird also für 11 Uhr Abends gestellt und der zweite für 5:00 am Morgen, denn der vor dem nächsten Tag gruselt es mich etwas. Von lachhaften 200hm geht es nun an die echten Gipfel, der Fichtelberg ruft.
Challenge Accepted
Am vorletzten Tag wartet die echte Herausforderung. Knapp 2.500 Höhenmeter auf 130km. Die Ausrüstung ist nicht leichter geworden und das Erzgebirge hat noch einige Lektionen für mich, warum viele Radfahrer doch akribisch auf Gewicht achten. Manche Dinge im Leben lernt man erst durch Erfahrung.
Woher die vielen Meter nach oben kommen wird mir schnell klar. Das Erzgebirge ist eine Sammlung schwarzer Pisten für Radfahrer. Man schießt mit viel Krach einen Weg herunter nur um dann sofort wie in einer Achterbahn nach oben zu strampeln. Und damit verbringe ich den ganzen Tag. Die Landschaft wandelt sich stark, deutlich mehr Wald und viel Jagd-Bezug scheint Sachsen auszumachen. Ich fühle mich sogar ein wenig heimisch, bin ich doch in Unterfranken aufgewachsen. Und tatsächlich meine ich eine Verbundenheit dieses Dreiecks aus Sachsen/Böhmen/Franken zu erkennen, vielleicht auch bloß Einbildung. In jedem Fall gibt es sichtbare und spürbare Unterschiede zum bisherigen Weg durch Mecklenburg, Berlin und Brandenburg.
Strahlendblauer Himmel und die Sonne knallt. Das macht nicht nur mir zu schaffen. Auch mein Wahoo Navi gibt den Geist auf. Egal ob ich per Powerbank noch versuche das Teil zu laden, es verbraucht mehr Energie als es sich ziehen kann. Das liegt vermutlich vor allem an der direkten Sonneneinstrahlung, die das kleine elektronische Gerät zum Überhitzen bringen. Zumindest die einzige Erklärung die ich finden kann. Ärgere mich also den Rest des Tages über eine nicht funktionale Navigation.
Einige Steigungen von über 15% lassen mir keine Wahl, das Rad kann nach oben nur noch geschoben werden. Selbst meine etwas konservativ gewählte Schaltung mit kleiner Übersetzung ist noch viel zu groß. Entweder ich kämpfe um jeden Meter hoch oder es wird geschoben.
Und auch diesmal wieder ist die Übernachtungsfrage nicht geklärt – einige kleinere Camping-Möglichkeiten kann ich spontan recherchieren. Doch sind es eher Parkplätze für Wohnmobile mit fragwürdiger Toilettensituation. In den Bewertungen auf Google lese ich einige Horror-Kack-Geschichten 🙂
Aber hey, mal schauen. Werde schon irgendwo unterkommen. Die einzige Herausforderung wird eher, dass ich am nächsten Morgen um 11 Uhr schon in Chemnitz sein muss um den ICE Richtung Hamburg wieder zu bekommen. Eine lange Nacht wird es also nicht werden. Vielleicht ja auch eher eine Nachtfahrt mit Licht per Nabendynamo – klingt doch romantisch.
Der letzte Ort vor dem Fichtelberg erinnert sehr an Skigebiete im Sommer – ist es ja auch. Nur gerechnet habe ich damit eigentlich nicht. Die leicht vom Berufsverkehr befahrene Hauptstraße durch den Ort führt mit leichter Steigung immer weiter nach Oben. Es ist der letzte Anstieg des Tages, alle Täler überwunden – nur noch das Hauptprogramm. Für einige hundert Meter des Weges holt mich ein alter Herr mit Carbon-Rennrad ein. Gibt mir den Tipp nicht die Abkürzung durch den Wald zu nehmen, lieber die Bundesstraße und Serpentinen hoch fahren. Im Wald ist es zu steil, und schon verabschiedet sich der Sport-Opa und lässt mich stehen. Ich schiebe alles auf das Gepäck und meine müden Beine.
Natürlich nehme ich dann doch den Weg durch den Wald. Sturköpfigkeit und eine Resistenz zur Lernbereitschaft erkläre ich zum Grund und Ursache. Und auch weil es mir schon egal ist, ob ich noch ein paar hundert Meter mehr schieben muss. Diesmal lande ich wieder auf einer Skipiste. Als ich dann das Rad und Gepäck über die Kuppe schiebe wundert sich vielleicht die eine oder andere Person. Ungewöhnlich wird es schon sein, dass ausgerechnet einen Wanderweg jemand mit dem Rad und voll beladen hoch kommt. Dieses lasse ich am Gipfel am Eingang zum Fichtelberghotel stehen und prüfe die Verfügbarkeit der Zimmer. Glück gehabt – außerhalb der Saison und unter der Woche, ich bekomme sogar noch einen Rabatt auf den Preis der sehr fair ist. Das Angebot zur Sauna und ein Lunchpaket als Ersatz für das verpasste Frühstücksbuffet (welches ich zumindest nicht wahrnehmen könnte, da ich früh los muss) – das bestätigt mich in meiner Entscheidung. Dass dann noch die Sonne unter perfekten Bedingungen malerisch untergeht – man kann es sich nicht schöner ausdenken.
Eine positive Wende zum Schluss
Noch bevor die Sonne aufgeht bin ich wieder auf der Straße. Ein leichter Wind haucht über den Fichtelberg als ich mein Rad aus der Tür des Nachtportiers schiebe. Eiskalte frische Luft atme ich ein, mache schnell ein Foto – noch zu verschlafen um ISO und andere Einstellungen an der Kamera zu durchdenken. Verwackelt im Ergebnis, aber dennoch eine nette letzte Aussicht. Bevor ich richtig Geschwindigkeit beim Downhill durch Waldwege hole. Und tauche ein, vom Bergipfel in den dunklen Wald hin zum Sonnenaufgang.
Die Sonne bahnt sich den Weg durch dichte Nadelwälder im Erzgebirge.
Chemnitz Hauptbahnhof ist das letzte Ziel dieser Reise. Noch vor 11 möchte ich vor Ort sein. Genug Puffer ist einprogrammiert. Bei 60km Streckenlänge ist der Start um 4:00 Uhr morgens völlig ausreichend. Aber 600hm – der Grauen vom Vortag liegt noch in den Beinen. Denn nun habe ich ordentlich Respekt vor dem Gewicht.
Was sich erst negativ anhört hat auch immer eine positive Seite. Denn nun habe ich genug Ideen und Motivation an meinem Equipment zu arbeiten. Da ist noch so viel Luft nach oben. Es sollte doch auch locker 5-8kg leichter gehen. Das hügelige Erzgebirge weist mir durch einen Bach den Weg. Es geht über Brücken immer weiter herunter, einige Hügel wieder hoch und schon bald sehe ich die nächste Stadt in einem Tal. Welche mit vielen Vorurteilen in meinem Kopf behaftet ist.
Schnell wechselt die Umgebung von Bäumen, Wald und Trails zu Wohnblocks, vierspurigen Straßen und entsprechendem Verkehr. Doch hätte ich nicht die Voreingenommenheit, dann würde ich Chemnitz von keiner anderen Stadt unterscheiden können. Ertappt fühle ich mich, wie naiv es doch eigentlich ist – was hätte ich denn auch erwartet. Was eine positive Überraschung ist, denn es ist schön die Tour durch Deutschlands Osten in einer netten Stadt abzuschließen.