Die Montage eines Fahrradsattels ist an sich kein Hexenwerk. Genauso ist es kein Hexenwerk, zu sitzen – das kann jeder. Aber Sitzen ist nicht gleich Sitzen! Wie sonst wäre es zu erklären, dass so viele Fahrradfahrer mit ihren Sätteln unzufrieden sind? Selbst bei einem ergonomischen Edelsattel mit Wohlfühlzertifikat von der Sporthochschule kommt es oft auf die richtige Feineinstellung an, um die Vorteile des Sattels ausnutzen zu können. Aber auch bei der Befestigung des Fahrradsattels kann es zu Problemen kommen. Deshalb an dieser Stelle ein Ratgeber zu allem, was man bei der richtigen Montage des Fahrradsattel wissen sollte.
Fahrradsattel einstellen
Was auf den ersten Blick einfach erscheint hat deutlich mehr Facetten als gedacht. Denn der Sattel kann in folgenden Punkten optimal eingestellt werden, alle Punkte werden im Detail wie folgt erläutert.
Diagramm | Name | Beschreibung |
---|---|---|
Sattel Ausrichtung | Drehung in der Achse der Sattelstütze. | |
Sattelhöhe | Entfernung des Sattels vom Tretlager-Mittelpunkt. | |
Neigung | Neigung des Sattels im Seitenprofil. | |
Versatz | Abstand des Sattels zum Lenker. |
Fahrradsattel korrekt einstellen (Höhe und Neigung)
Wie eingangs schon erwähnt, sorgt die richtige Feineinstellung des Fahrradsattels, dass man komfortabel sitzt und beim Fahrradfahren die volle Kraft seines Körpers ausnutzen kann. Wenn der Sattel richtig eingestellt ist, merkt man davon nichts – wie man auch nichts merkt, wenn man richtig sitzt. Nur, wenn das Sitzen unkomfortabel ist, merkt man bewusst, dass da etwas nicht stimmt. Aber oft führt ein falsch eingestellter Sattel auch dazu, dass Schmerzen an anderen Stellen des Körpers auftreten (Rücken, Nacken, Arme) oder dass die Kraftübertragung vom Fahrer zum Fahrrad ineffizient ist. In solchen Fällen ist es schon schwieriger, die Ursache am Sattel festzustellen. Man weiß es im Prinzip nur, wenn man sich bewusst mit der richtigen Einstellung des Sattels auseinandersetzt!
Fahrradsattel Ausrichtung
Damit ist die Drehung um die Achse der Sattelstütze gemeint. Und damit die einfachste Einstellung, denn hier gibt es nur eine korrekte Einstellung. Nämlich wenn der Sattel mit der Spitze genau auf die Lenkermitte zeigt.
Fahrradsattel Höhe
Was die Höhe angeht, kann man vereinfachend sagen: Im Prinzip muss man beim Pedaltritt die Beine voll ausstrecken können, aber ohne dass man dabei die Fußspitze nach unten bewegen muss. In allen anderen Fällen werden die Beine beim Treten nicht voll eingesetzt und es kommt zu Überlastungen an verschiedenen Stellen. Ein zu niedriger Sattel kann zu Knieschmerzen führen, während ein zu hoher Sattel das Gesäß und das Becken stärker belastet.
Trotzdem gibt es verschiedene Methoden, um die richtige Fahrradsattelhöhe nicht bloß „nach Gefühl“ sondern auch nach Berechnung herauszufinden. Eine beliebte Methode dabei wird als „Hügi-Formel“ bezeichnet und stammt anscheinend aus dem Radsportler-Almanach „Greg Lemond’s Complete Book of Bicycling“ von 1987. Dabei misst man in einem ersten Schritt die Schrittlänge des Fahrers aus. (→ Eine Anleitung dazu findest Du hier: So messe ich die Schrittlänge korrekt) Im zweiten Schritt multipliziert man diesen Wert mit dem Faktor 0,885. Damit erhält man die optimale Sattelhöhe, wobei mit Sattelhöhe die Distanz zwischen Mitte Tretlager und Sattel gemeint ist.
Eine andere Methode wird als „Fersenmethode“ bezeichnet. Diese Methode ist weniger exakt, aber dafür lässt sie sich zu jeder Zeit durchführen, ohne irgendetwas nachmessen zu müssen. Man setzt sich dabei im Prinzip auf den Sattel (eventuell stützt man sich dabei mit der Hand an der Wand ab) und tritt eines der Pedale voll durch, bis es am niedrigsten Punkt ist. Der Fahrer versucht dann, die Ferse auf diesem Pedal abzusetzen. Wenn der Sattel zu hoch ist, wird der Fahrer das Pedal mit der Ferse nicht erreichen können (ohne sich dabei zu verrenken). Ist der Sattel zu niedrig, merkt man das daran, dass das Bein noch leicht angewinkelt und nicht voll durchgestreckt ist. Stelle den Sattel so ein, dass Du die Ferse auf dem Pedal absetzen kannst und dein Bein dabei durchgestreckt ist.
Fahrradsattel Neigung
Eine weitere geläufige Möglichkeit der Feineinstellung besteht in der Neigung des Fahrradsattels. Diese wird mithilfe der Schrauben an der Klemmung zwischen Sattelstreben und Sattelstütze eingestellt. Dadurch lässt sich die Neigung des Sattels einstellen – je nachdem verläuft die Nase des Sattels eher nach unten oder nach oben.
Im Normalfall stellt man die Neigung des Sattels so ein, dass der Sattel parallel zum Boden verläuft. Das ist in den meisten Fällen auch völlig in Ordnung. Eine Wasserwaage ist hierbei sehr hilfreich, um den Sattel so einzustellen, dass er wirklich eben ist. Bei Sattelmodellen, die von der Form her uneben sind (z.B. hinten nach oben geschwungen und vorne nach unten verlaufend), versucht man allgemein, dass der mittlere Teil des Sattels parallel zum Boden verläuft. Vertraue im Zweifelsfall auf die Montage-Hinweise des Herstellers.
Natürlich gibt es aber auch viele Fälle, in denen eine leichte Neigung des Sattels zu mehr Komfort führt. Es gibt keine Faustregel, um herauszufinden, in welchem Winkel man den Sattel einstellen sollte – es ist eine Frage des Sitzgefühls. Trotzdem möchten wir darlegen, welche Gefahren eine zu starke Sattelneigung mit sich bringt:
- Wenn der Sattel zu stark nach unten geneigt ist, rutscht man beim Fahren ständig nach vorne, weshalb der Sattel das Gewicht des Fahrers nicht richtig tragen kann. Dadurch lastet mehr Druck auf den Armen, um den Fahrer aufrecht zu halten.
- Wenn der Sattel zu stark nach oben geneigt ist, kann das die Trittbewegung des Fahrers beschränken, was wiederum zu Schmerzen im Hüftgelenk oder am unteren Rücken führen kann.
Idealerweise versucht man also, die Sattelneigung nur in möglichst kleinen Schritten anzupassen. So nähert man sich vorsichtig der idealen Sitzposition an.
Fahrradsattel Versatz
Die letzte Einstellung beim Sattel bezieht sich auf den Sattelversatz – also wie weit nach vorne oder nach hinten man den Sattel verschraubt. Dadurch verändert man vor allem den Abstand vom Fahrer zum Lenker und die Position des Fahrers in Relation zu den Pedalen.
Gemeinhin sollte man den Sattel ein wenig nach hinten verschieben, wenn der Fahrer sehr groß ist, oder aber man verschiebt den Sattel nach vorne, wenn der Fahrer eher kleiner ist. Es gibt jedoch nur eine verlässliche Methode, um den perfekten Sattelversatz zu ermitteln. Man braucht im Prinzip eine zweite Person dafür, die ein gutes Auge für rechte Winkel hat (oder die Person macht ein Foto vom Fahrer in Sitzposition, damit der Fahrer selber seine Sitzposition beurteilen kann).
Um den passenden Versatz zu ermitteln, setzt sich der Fahrer auf das Fahrrad und bringt die Pedale so in Position, dass die Pedalkurbeln in waagrechter Position sind (parallel zum Boden). Nun schaut man sich das Bein an, das auf dem vorderem Pedal ruht. Die Kniescheibe dieses Beins sollte exakt senkrecht zur Pedalachse stehen. Wenn man eine senkrechte Gerade von der Kniescheibe zur Pedalachse zeichnen würde, sollte diese Gerade genau rechtwinklig zum Boden sein. Wenn dies noch nicht der Fall ist, verschiebt man den Sattel eben nach vorne oder nach hinten – je nachdem.
Fahrradsattel Befestigung (Standards)
Die Passung vom Fahrradsattel zur Sattelstütze ist ein oft vernachlässigtes Thema, das aber so manchen Fahrradbastler schon zum Haare raufen gebracht hat. Die These, dass jeder Sattel an jedes Fahrrad passt, erfüllt sich nur in den Regelfällen. Die meisten käuflichen Fahrradsättel haben nämlich runde Sattelstreben, die 7x7mm dick sind. Die Sattelstreben müssen aber nicht rund sein – sie können auch oval (hochoval) sein. In diesem Fall können sie 7×9,6mm, 8x10mm oder 8×8,5mm dick sein. Je nachdem, braucht man eine unterschiedlich geformte Klemmschale an der Sattelstütze. Wenn man sich eine neue Sattelstütze kauft, kommt die Sattelstütze in der Regel mit austauschbaren Klemmschalen, um den unterschiedlichen Sattelstreben gerecht zu werden. Sonst muss man abmessen, bevor man einen neuen Sattel kauft. Dies lässt sich nur mit einem Messschieber ordentlich erledigen (indem man die Streben des alten Sattels nachmisst). Oder man vertraut einfach aufs Glück und bestellt einen Sattel mit runden 7x7mm Streben – was wir aber nur im Notfall empfehlen würden.
Fahrradsattel Montage
Es gibt unterschiedliche Sattelstützen mit anderen Klemm-Vorrichtungen. Daher kann die Montage an deiner Sattelstütze etwas anders ausfallen, aber im Prinzip solltest Du wie folgt in dieser Anleitung vorgehen.
1. Vermessen:
Vermesse zuerst die Montage-Position deines momentanen Fahrradsattels. Merke dir, mit welchem Versatz Du dein Fahrrad verbaut hast (bzw. wie viel Abstand von der Sattelspitze bis zum Vorbau besteht). Den Neigungswinkel des alten Sattels kannst Du dir auch merken, aber da jeder Fahrradsattel anders geformt ist, ergibt dies nicht immer Sinn.
2. Sattelklemme lösen
Löse die Schrauben an der Klemmschale, bis sich der Sattel bewegen und entfernen lässt. Eventuell musst Du die untere Klemmschale dazu entfernen. Was diesen Schritt betrifft, unterscheiden sich die verschiedenen Sattelstützen etwas. Versuche aber möglichst, die Schrauben nicht zu weit zu lösen, damit die Klemmvorrichtung nicht ganz auseinander fällt.
3. Neuen Sattel installieren
Führe die Streben des neuen Fahrradsattels in die Klemmschale ein. Die exakte Positionierung ist vorerst nicht so wichtig.
4. Sattelklemme einstellen
Schraube die Klemmschalen wieder zusammen, aber nicht zu fest – die Streben des Fahrrads sollten sich noch etwas bewegen lassen.
5. Feinjustierung
Nun kannst Du die Feinjustierung des Sattels vornehmen. Achte auf Sattelneigung und Sattelversatz.
6. Sattel fixieren
Schraube zum Schluss die Klemmschalen zu, damit sich die Streben nicht mehr bewegen können. Verwende einen Drehmomentschlüssel, sofern vorhanden, und achte auf die Hinweise des Herstellers.
FAQ
Eine Antwort auf diese Frage findest Du hier: Fahrradsattel Montage Einstellung
Fahrradsättel sind in der Regel verschleißarm – am ehesten sieht man die Gesprauchsspuren am Fahrradsattel, aber man merkt sie nicht so sehr. Trotzdem können verschiedene Gebrauchserscheinungen am Sattel auftreten: Wenn das Polster beispielsweise einen Riss hat, wird das Polster Regenwasser wie ein Schwamm aufsaugen. Oft sind es gesundheitliche Probleme, weshalb man über den Wechsel des Fahrradsattels nachdenkt – wenn beim Fahren Schmerzen in der Wirbelsäule oder im Becken oder ein Taubheitsgefühl im Dammbereich entsteht, ist es ganz sinnvoll, sich zu ergonomischen Fahrradsätteln zu informieren! Es gibt viele Hersteller, die zusammen mit deutschen Sporthochschulen arbeiten, um gesundheitsfördernde Fahrradsättel herzustellen – wie der Marktführer SQlab etwa. Auf der Internetseite von SQlab finden sich etliche Beiträge zum gesunden Sitzen auf dem Fahrrad, aber auch andere Hersteller stellen verlässliche Fahrradsättel her, die Problemzonen beim Fahren entlasten.
Eine Antwort auf diese Frage findest Du hier: Fahrradsattel Höhe