Unser Ratgeber zur richtigen Pflege der Kette. Im Teil I hatten wir bereits im Detail über die Reinigung geschrieben: Pflege und Reinigung der Fahrradkette – einfach und effektiv reinigen
Nachdem eine Kette gereinigt ist muss sie vor Korrosion (Rost) geschützt werden, das Schmiermittel muss möglichst Schmutzabweisend sein (oder eben möglichst keinen Schmutz anziehen, ganz vermeiden ist unmöglich) und ergiebig sein (selten neu aufgetragen werden).
Wir zeigen euch im Detail worauf es ankommt, wie man die Kette am besten schmiert und wie es mit dem Umweltschutz dabei ist.
Bevor es losgeht…
… solltet ihr euch mit der Reinigung der Kette vertraut machen. Dies behandeln wir in einem eigenen Beitrag im Detail:
Und nun ran ans Öl!
Welches Öl / Schmiermittel für die Fahrradkette nehmen
Nicht nur beim Öl selbst hat man die Qual der Wahl. Genauer gesagt muss man sich zwischen einem Trägermittel (Mineralöl, Synthetisch oder Wachs), einer Auftragungsvariante (Tropfen oder Spray) als auch allerlei Eigenschaften (Nanopartikel, Silikone, Umweltverträglichkeit und sonstige Additive im Öl) entscheiden. Nicht einfach.
Wir gehen im Folgenden auf die verschiedenen Optionen und deren Vor- und Nachteile ein. Zudem zeigen wir euch wie man das Öl optimal auf die Kette aufbringt.
Trägermittel:
- Mineralöl: die meisten Öle basieren auf diesem „günstigen“ Trägermittel.
- Synthetisches Öl: künstlich hergestelltes Öl, welches speziell für Hochleistungsmaschinen (hohe Drehzahl) und beim Auto zum Einsatz kommt; ist in der Regel teurer als Mineralöl. Ob diese Eigenschaften beim Einsatz an der Fahrradkette hilfreich sind ist nicht eindeutig.
- Wachs: Auch ein Trägermittel, welches häufig mit anderen Ölen als Trägermittel kombiniert wird. Hat generell schmutzabweisende Eigenschaften, da es weniger Staub und Dreck bindet.
Auftragungsvariante:
- Tropfen: In der Regel wird das Öl direkt über den Behälter auf die Kette in Tropfen aufgebracht. Dies ist etwas langsamer und man muss sorgfältig Rolle für Rolle einen Tropfen abgeben. Die Dosierung kann auch mitunter schwierig sein, wenn zu große Tropfen auf eine Rolle kommen. In der Regel muss man in sehr feinen Tropfen auf die Kette auftragen. Mehr dazu in der Anleitung zum Schmieren der Kette.
- Spray: Diese Anwendung und Vor- und Nachteile werden unten im Detail erläutert. Sie wird kontrovers gesehen und ruft immer wieder Kritiker auf den Plan. Generell kann auch ein Spray sparsam und zielführend eingesetzt werden.
Eigenschaften und Additive:
Zusätzliche Bestandteile, die häufig zu Marketingzwecken und um das Produkt von anderen abzuheben, dem Öl beigemischt werden.
- Umweltverträglichkeit: Generell sollte man immer auf die Umweltverträglichkeit des Produkts schauen. Es sollte im besten Fall eine Zertifizierung haben, zB. nach der OECD Norm. Dazu gehen wir weiter unten im eigenen Kapitel im Detail ein.
- Additive: Nanopartikel, Kunststoffbestandteile und Teflon haben eine schlechte Umweltbilanz. Hier sollte man sich unbedingt fragen, ob die beworbenen Eigenschaften tatsächlich verbessert werden und ob das am Rad notwendig ist.
Geheimtipps für die Kette – Experimente mit Schmiermitteln
Häufig liest man von Geheimtipps in Foren und Social Media. Der eine hat Mal Nähmaschinenöl von der Oma genommen, der andere schwört auf Kettenöl für Motorräder und der nächste nimmt Olivenöl. Doch Vorsicht!
Wir empfehlen keine Motoröle oder sonstige 3-in-1 Mischungen. Letztere sind auf Pflanzenbasis und verkleben die Kette. Motoröl ist zu schwer und wird nicht überall eindringen, um die Fahrradkette an den feinsten Stellen zu schmieren. Das beste Kettenfett ist auch solches, welches explizit für Fahrräder entwickelt wurde. Das schreibt jeder Hersteller auf die Verpackung – sonst lasst die Finger davon.
Wir empfehlen daher aus Erfahrung spezielle Fahrradöle auf Mineralbasis. Diese Fahrradöle haben für den Schmiereinsatz an Fahrradketten die besten Vorraussetzungen – immerhin wurden sie dafür entwickelt. Auch synthetische oder wachsbasierte Öle werden fürs Fahrrad speziell entwickelt. Vor allem bei Kettenschaltungen sollte man ein solches Fahrradöl verwenden, da diese Ketten mehr Bewegungen ausgesetzt sind.
Bei Nabenschaltungen und Fixies ist es nicht ganz so wild – da ist es sogar denkbar, Nähmaschinenöl zu verwenden. Gefährlich wird es, wenn man ein Öl auf organischer Fettsäure-Basis verwendet, da diese Öle ranzig werden können. Ein verdorbenes, ranziges Öl darf man auf keinen Fall auf der Fahrradkette verwenden! Nur im schlimmsten Notfall wäre es denkbar eine Kette mit Pflanzenfett zu bearbeiten; wenn man denn sonst gar nicht mehr nach Hause kommt. Kurzfristig wird es nämlich funktionieren. Früher oder später bereut man es aber dann doch.
Kettenöle im Test
- keine Nanopartikel oder Mikroplastik, Wiederverwendbarer Behälter
- enthält keine Additive / Mikroplastik oder Nanopartikel
- natürliches Wachs und Wasser-Lösung als Trägermittel
- enthält diverse Additive
- sehr gute Effizienz/Lauffähigkeit der Kette
- perfekt zum Einsatz in trockenen Bedingungen, zB. für das Rennrad im Sommer
- keine überragende Haftung unter nassen Bedingungen
- keramik gilt als hochwertiges Additiv um die Lauffähigkeit zu verbessern
- Publikumsliebling, häufig in Communities empfohlen
- "sehr gut" - ROAD Bike Magazin 10-2018
- keine Nanopartikel oder Mikroplastik, Wiederverwendbarer Behälter
- "sehr gut" - ROAD Bike Magazin 10-2018
- enthält keine Additive / Mikroplastik oder Nanopartikel
- natürliches Wachs und Wasser-Lösung als Trägermittel
- sehr gute Effizienz/Lauffähigkeit der Kette
- perfekt zum Einsatz in trockenen Bedingungen, zB. für das Rennrad im Sommer
- keine überragende Haftung unter nassen Bedingungen
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- keramik gilt als hochwertiges Additiv um die Lauffähigkeit zu verbessern
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Letzte Aktualisierung am 18.07.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API
( *: Preisangabe in Liter entspricht dem Preis des Produkts zum Zeitpunkt der Beitragsveröffentlichung 2020-08-28)
Schmierung von Fahrradketten
Schmiert eine Fahrradkette nur, nachdem Ihr den alten Ölfilm und den Dreck auf der Fahrradkette entfernt habt. Zusätzliches Ölen „on top“ auf das alte Öl führt häufig dazu, dass das überschüssige Öl Staub und Schmutz anzieht. Nur im Notfall sollte eine quietschende Kette geölt werden, ohne vorher gesäubert worden zu sein.
Geölt werden muss vor allem der Bolzen und die Rolle zwischen den Laschen. Gebt also Öl möglichst auf die innere Seite (zwischen die Laschen auf die Rollen). Nicht von außen auf die Laschen an der Seite.
- Merkt euch eine Stelle an der Kette als Startpunkt. Entweder den Master-Link oder Verschlussbolzen der Kette. Ein Punkt, den Ihr wiederfindet.
- Schaltet jeweils vorne und hinten auf das mittlere Ritzel eures Zahnkranzes oder Kettenblatt.
- Da Öl sich selbst gut verteilt, versucht die Kette nicht zu „überölen“. Ölt auch die innere Seite der Fahrradkette und lasst das Kettenöl schön von oben auf die Fahrradkette tropfen, während Ihr sie langsam rückwärts laufen lasst.
- Wischt abschließend das überschüssige Öl mit einem Tuch ab – nicht das mit dem Lösungsmittel. Wartet vor dem Abwischen aber 10 Minuten. Dann kann sich das Öl zwischen den Gelenken verteilen.
Spray vs. Tropfen
Häufig werden im Fachhandel dem Laien schnell Kettensprays angedreht. Diese sind besonders einfach zu bedienen und es geht „ganz schnell“ laut Verkäufer. Wir empfehlen: Vorsicht bei solchen Aussagen! Das Kettenspray kann auch ganz schnell ein Griff ins Klo sein. Es ist zwar nicht ausgeschlossen, dass auch Sprays ihre Daseinsberechtigung haben. Doch ihr solltet folgende Punkte unbedingt vorher abwägen.
Umgekehrt könnte man auch sagen, dass ein Spray genau so gut eingesetzt werden kann wie Öl-Tropfen. Schließlich sprüht man sehr kleine Partikel statt großer fetter Tropfen. Mit etwas Übung kann man also auch mit einem Spray sehr effizient arbeiten. Dies ist aber nicht die Regel und die Risiken sind nicht zu übersehen.
Anwendung des Sprays
Denkbar logisch ist es, dass das Spray nicht einfach frei gesprüht werden sollte. Es muss immer ein Lappen oder Papiertuch als Schutz vorgehalten werden. Diese Vorsichtsmaßnahme ist wesentlich. Jedoch verleitet das Spray leider immer wieder zum „Schnell mal drüber sprühen“. Die Reste kleben in der Natur, gelangen ins Grundwasser oder landen auf der Felge und können im schlimmsten Fall die Bremse untauglich machen. Hier unsere Tipps zum richtigen Auftragen des Kettensprays:
Sprays sind schnell – verleiten aber auch dazu sich schnell das Rad zu versauen. Falls ihr ein Spray nutzt, dann unbedingt mit einem Papiertuch arbeiten. Das Öl darf nirgends außerhalb der Kette landen. Mit etwas Vorsicht ist das Spray eine Option, da es sehr feine Partikel sprüht und mit Übung sparsam und schnell eingesetzt werden kann.
Vorteile des Kettensprays
Mit etwas Übung kann das Spray eine sehr effiziente Art sein das Öl aufzutragen. Es werden nur kleine Partikel gesprüht und wenn die Kette sich dabei schnell bewegt verbraucht man tatsächlich weniger Öl. Als mit dicken Tropfen jede einzelne Rolle zu benetzen. So hat man später weniger „Reste“ die abgewischt werden müssen.
Schnells Auftragen.
Nachteile des Kettensprays
Gefährlich für andere Fahrradkomponenten. Das Spray kann ungewollt auf der Felge oder Rahmen landen.
Verleitet zur unvorsichtigen Anwendung, weil es schnell und einfach geht.
Kommt in einer Leichtmetaldose und hat evtl. ein Treibmittel; Beides hat keine gute Umweltbilanz.
Umweltverträglichkeit
Häufig sieht man auf den Produkten ein grünes Label. Beworben wird die gute Umweltverträglichkeit oder benennt das Öl als „Green … „. Doch was genau hat es damit auf sich? Kann man dieses Öl dann bedenkenlos ins Grundwasser leiten, zB. wenn man die Kette reinigt und das Abwasser auskippen möchte?
Die OECD Norm „301F“ regelt die biologische Abbaufähigkeit von Schmiermitteln. Hier ist genau festgelegt, was als „leicht biologisch abbaubar“ bezeichnet werden kann und was nicht. Generell gelten folgende Regeln:
- Es wird geprüft, ob eine Substanz innerhalb von 28 Tagen vollständig abgebaut werden kann
- Dabei wird ein Prozentwert ermittelt, zu welchem Anteil dies geschehen ist
- Um die Bewertung leicht biologisch abbaubar zu erlangen, müssen dabei in den ersten 10 Tagen des Tests bereits 50% abgebaut worden sein, in den 4 Wochen die der Test insgesamt dauert müssen es wenigstens 60% sein
Kette Wachsen und Wachs als Trägermittel
Generell gibt es beim Thema Wachs und Fahrradkette zwei ganz grundlegende Themen. Entweder man spricht davon, dass die komplette Kette in Wachs gebadet wird oder man meint das herkömmliche Öl zum Tropfen, welches als Trägermittel auf ein Wachs-Öl-Gemisch setzt.
Das Wachsbad hat ganz viele Vorteile, zB. dass die Kette kaum gereinigt werden muss und insgesamt besser läuft. Die Schmierschicht muss auch seltener erneuert werden. Man hat praktisch immer eine blitzblank saubere Kette die keine Geräusche von sich gibt. Klingt zu gut um wahr zu sein? Fast. Das alles kommt mit dem Preis, dass die Wartung und Erhaltung des Wachsfilms im Inneren der Kette mit viel Aufwand verbunden ist. Dazu muss die Kette tatsächlich vom Rad genommen und in heißes Wachs getaucht werden. Ein Prozess, den praktisch niemand zuhause ausbaden möchte. Entsprechend bleibt diese Option bis heute eine Nische. Ein paar Tipps dazu findet ihr aber im CyclingTipps Youtube Video:
Wer weniger ins Extrem übergehen möchte kann einfach auf Wachs als Trägermittel setzen. Das geht ganz leicht und ist „nur“ eine Spielart der herkömmlichen Fahrradketten-Pflegeprodukte. Die positiven Eigenschaften, die häufig hervorgehoben werden, sind eine sauberere Kette. Da Wachs generell Schmutzabweisender ist, bzw. weniger Staub und Schmutz bindet.
Und was ist eure Wahl? Schreibt uns eure Tipps und welches Öl ihr verwendet in die Kommentare!