Schläuche hin oder her. Mit den Tubular-Reifen hat man sich gänzlich am Rennrad des Schlauchs entledigt, doch diese Variante war für die meisten Rennradfahrer mit zu viel Aufwand verbunden. Also haderte man weiter mit dem Butyl und seinen nachgesagten Nachteilen. Da wären höherer Rollwiderstand und Pannenanfälligkeit. Auf den Schlauch komplett verzichten? Tubeless hat seit 2020 auch einen festen Platz im Peloton. Doch auch dieser Trend überzeugt nicht alle. Sind Schläuche am Ende doch die beste Wahl? Ich zeige die neusten und leichtesten Optionen. Mit großem Fokus auf dem aktuellen Trend: Schwalbe Aerothan Tubes.
Erstaunlich, wie viel Innovation noch in einem so etablierten System wie dem Schlauchreifen steckt.
Glaubensfragen
Mit all den neuen Trends im Rennradmarkt haben sich noch größere Graben aufgetan als es sie ohnehin schon gab. Scheibenbremsen gegen Felgenbremsen. Breite Reifen gegen super schmale Pneus. 8 Bar gegen 5 Bar. Und eben auch Schlauchlos gegen Schlauch. All diese Konflikte sind moderne Trends die jeder mal so mal so bewertet. Viele Punkte waren jahrzehntelange Wahrheiten. Nur um jetzt durch aktuelle Trends in Frage gestellt zu werden.
Reifen müssen gar nicht mehr auf maximalem Druck gefahren werden. Die Reifenbreite ist auch nicht für die Geschwindigkeit verantwortlich. Alles valide Punkte die man auf jeden Fall hinterfragen sollte. Doch wo stehen Rennradfahrer auf dem sprichwörtlichen Schlauch?
Ganz klar: Tubeless für Rennradreifen ist eine schwere Frage. Das kommt nicht jedem in den Kragen. Und das zurecht, denn ob sich das Thema wirklich etablieren wird ist noch immer nicht eindeutig. Die meisten Rennradfahrer und auch Profis fahren auch 2021 noch mit Schlauch. Egal ob die Marketing-Manager etwaiger Sponsoren die Profis auf Tubeless sehen wollen.
Rollen Rennradreifen mit oder ohne Schlauch besser? Sind spezielle Schläuche für Rennradfahrer wirklich ein Upgrade? Möglichkeiten und Angebot gibt es viele. Von Butyl in neuem Gemisch, Latex oder ganz neuartigen Kunststoffen und chemischen Verbindungen.
Neben all den Innovationen am Tubeless-Reifen gibt es aber auch beim Schlauch fürs Rennrad tolle Entwicklungen. So zum Beispiel von Schwalbe mit den Aerothan Tubes. Vergleichbare Produkte gibt es auch von anderen Herstellern. Teilweise vielleicht weniger innovativ aber schon länger am Markt. Hier findet ihr eine kleine Übersicht der Optionen.
Fahrradschlauch fürs Rennrad
(alle gängigen Rennradreifen)
(schmale Rennradreifen)
(alle gängigen Rennradreifen)
(meiste gängige Rennradreifen)
(gängige Rennradreifen)
(alle gängigen Rennradreifen)
(schmale Rennradreifen)
(alle gängigen Rennradreifen)
(meiste gängige Rennradreifen)
(gängige Rennradreifen)
Letzte Aktualisierung am 19.07.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API
Rennradschlauch Spezifika – Was macht einen guten Schlauch fürs Rennrad aus?
Drei Fahrradfahrer Lager kann man unterscheiden: Rennrad-, Touren-(Alltags-) und MTB-Radler. Entsprechend hat auch jede Gruppe ihre eigenen Wünsche wenn es um den Schlauch geht. Besonders Pannensicher oder am besten ganz drauf verzichten tun die Mountainbiker. Dem Alltagsradler ist der Schlauch besonders egal, Hauptsache nicht platt. Und der Rennradfahrer achtet auf Rollwiderstand, leichtes Gewicht und kompakte Größe. Schauen wir Mal im Detail was das bedeutet.
Laufwiderstand
Niemand möchte ein langsames Rad. Die Reifen sollen möglichst ohne Widerstand rollen. Doch das lässt sich nur optimieren aber nicht vermeiden. Und dazu zählt das Laufrad als komplettes: von Nabe, Speiche bis hin zum Reifen und Schlauch. Doch wie beeinflusst der Schlauch den Rollwiderstand?
Das Walken des Reifens entspricht dem Energieverlust durch Vorformung am Reifen beim Abrollen. Ein Teil dieser Walkarbeit geht auch auf den Schlauch zurück, denn dieser muss sich auch beim Abrollen unter dem Gewicht des Rads und Fahrers verformen. Insofern gilt (mindestens in der Theorie) der Schlauch auch als Verlust im System „Forttrieb“. Doch wie relevant der Schlauch am Ende ist – da wird es wohl nie eine abschließende Meinung zu geben. Aber wo kein Schlauch da zumindest weniger Energieverlust.
Nun kann man den Schlauch möglichst so gestalten, dass dessen Abrollen nicht zu viel Bremswirkung entfaltet. Dies ist zumindest laut Herstellern bei Materialien, die nicht klassisch Butyl sind, der Fall, so zB. Thermoplast oder thermoplastisches Polyurethan (siehe Unten der Test zum Aerothan Tube). Diese sollen sich mit besseren Abrolleigenschaften bemerkbarmachen. Eine im Labor bestimmt messbare Eigenschaft. Auf die Realität übertragen? Schwer zu quantifizieren.
Gewicht und Größe
Das Gewicht und besonders die Größe sind sehr relevant. Für kurze Ausfahrten genauso wie für Touren. Denn Gepäck und seine Größe sind am Rad immer limitiert. Und desto kleiner das absolut Mindeste ist, desto besser. Beim Schlauch gibt es alleine große Unterschiede.
So kommt ein üblicher Rennradschlauch auf etwa 120g. Und ein etwa faustgroßes Paket. Hat man den Schlauch schonmal entrollt, dann umso größer. Anders ist es bei neuartigen Materialien.
Nur 41g wiegt der Schwalbe Aerothan Race Tube. Tubolito schafft es sogar noch zu toppen mit nur 33g laut Packungsangabe. Dass diese Zwerge auch besonders klein sind überrascht dann auch nicht mehr. Keine Frage: Wenn ich aufs Rennrad steige, dann ist mir dieses kleine Paket deutlich lieber in der Trikottasche als der sperrige Butyl-Schlauch.
Sonstige Kriterien
Natürlich muss der Schlauch aber auch nachhaltig sein, das ist heute wichtiger und gefragter denn je. Ein gutes Zeichen. Viele Hersteller hören darauf und bieten Recycling-Programme an. Schon heute ist in allen Continental- und Schwalbe-Schläuchen zu einem hohen Anteil auch Recycling-Butyl dabei.
Auch sollte ein Schlauch praktisch sein. Beispielsweise sollen Schläuche aus Thermoplast besonders schwer aufpumpbar mit Minipumpen sein. Ein Test steht hier noch aus, aber entsprechende Stimmen aus der Community wurden hier und da schon Mal vernommen.
Rennradschlauch Größen
Bei der Größe eines Schlauchs gibt es viel Spielraum. Schläuche sind dehnbar und passen somit auf viele Reifengrößen. So ist es nicht immer notwendig einen ganz speziellen Schlauch nach Größe zu kaufen. Die Reichweite von bis gibt Auskunft. So sollte der Schlauch in seiner Reichweite auf jeden Fall passen, aber das ist nicht allzu schwer. Folgende Größen gibt es klassisch am Rennrad:
28″ Reifen – Rennradschlauch für 28 Zoll
Alle gängigen Rennräder haben 28″ Reifen, egal ob Damen oder Herrenmodel. Nur in wenigen Fällen gibt es Ausnahmen, dass eine Marke für ein Jugend- oder Damenrennrad auch mal exotischere Größen wie 27,5″ (650B) oder gar 26″ verwendet.
Hätten wir den Umfang (28″) geklärt kommt es nur noch auf die Breite an. Hier eine Auswahl gängiger Breiten am Rennrad nach ETRTO Standard:
- 19-622 bis 22-622: Klassik-Rennräder und Bahnräder laufen auf solch schmalen Pneus. Sieht man heute nur noch sehr selten. Entsprechend kleine Schläuche sind selten, man findet diese aber unter dem Stichwort „21-622“ am häufigsten im Handel. Der Schwalbe SV-15 (für Sclaverand Ventil) passt aber auch hier.
- 23-622 bis 28-622: Gängige Reifen moderner Rennräder. Diese Größe sieht man am häufigsten auf der Straße. Typisch würde hier der Schwalbe SV-15 passen.
- 29-622 bis 34-622: Etwas exotischer, da solch breite Rennradreifen noch nicht Standard sind. Diese bilden eine Übergangsgröße zum Tourenrad. Aber immer häufiger sieht man auch 30er Reifen am Rennrad. Entsprechend passen hier nicht alle Rennradschläuche, hier sollte man genauer hinsehen. Geeignet sind sowohl größere Rennradschläuche als auch schmale Tourenschläuche.
26″, 27,5″ und 650B – Rennradschlauch in exotischen Größen
Die meisten Rennradschläuche sind für 28 Zoll Reifen ausgelegt. So der Schwalbe SV-15 oder SV-17 sind nicht für kleinere Reifen gedacht.
Hier passt am häufigsten der Schwalbe SV 12B. Er ist relativ schmal und hat einen Umfang passend zu 26″ Reifen.
Schwalbe Aerothan Tubes im Test
Ich habe dankend von Schwalbe zwei Aerothan Race Tubes zum Test gestellt bekommen. Diese möchte ich entsprechend hier einmal vorstellen, denn ich liebe innovative Produkte.
Aerothan ist eine ganz neue Entwicklung. Genauer gesagt ein Patent das auf thermoplastisches Polyurethan (TPU) aufbaut. Dahinter verbirgt sich einfach gesagt eine ganz spezielle chemische Verbindung, welche ausschließlich für Fahrradreifen entwickelt wurde. Mit dem Ziel einen Schlauch besonders leicht, klein, pannensicher und mit besseren Abrolleigenschaften auszustatten. Nicht alle Punkte kann ich persönlich bewerten oder im Labor untersuchen, aber ein paar Dinge finde ich doch bemerkenswert.
Praxistauglichkeit
Rennrad Schläuche sind ein Immerdabei auf jeder Ausfahrt. Egal ob ich Tubeless (ohne Schlauch im Reifen) fahre oder mit. Das Päckchen aus Reifenheber, Pumpe und Schlauch ist in einer Trikottasche oder in der Satteltasche dabei. Alles andere wäre ein unnötiges Risiko, denn platte Reifen sind die häufigste Panne. Doch hier liegt noch Raum für Verbesserung, das besagte Päckchen ist relativ groß und unhandlich.
Auch wenn es auf dem Bild nicht groß erscheint. Zwischen dem schon schmalen Rennradschlauch und dem Schwalbe Aerothan Race liegen Welten. Der weiß durchsichtige Schlauch ist viel leichter und kleiner, fast nur noch Daumengroß. Das macht mein Päckchen deutlich schmaler. Mit extra kleinen Reifenhebern und der Pumpe am Rahmen nahezu winzig klein.
Dieser Größenunterschied ist der erste Punkt, der mir in der Praxis aufgefallen ist.
Dass der Schlauch besonders Pannensicher ist und besser läuft. Mag sein – kann ich subjektiv aber nicht bewerten. Hier kann man sich auf das Marketing von Schwalbe verlassen. Oder nicht. Was jedem selbst überlassen ist.
Aerothan Race – Größentabelle
Anders als die Butyl-Schläuche ist der Aerothan nicht so dehnbar. Das zeigt sich an der Kompatibilitätstabelle auf der Verpackung:
Die kompatiblen Reifengrößen entsprechen dem aktuellen Trend. Schmale (23mm) und auch etwas breitere Reifen (28mm) sind mit dem Race kompatibel. Wer einen größeren Pneu am Rennrad fährt muss auf die Touren-Variante des Aerothan zurückgreifen. Dieser Schlauch ist dann auch etwas größer.
Nachhaltigkeit
Ich finde es auch bemerkenswert, dass Schwalbe den Aerothan Tube so gestaltet hat, dass auch dieser Schlauch recycling-fähig ist. Zwar wie auch bei den Butyl-Schläuchen nur über Schwalbes eigens Rückholprogramm. Aber immerhin.
Wer nicht weiß was er mit den alten Schläuchen sonst machen soll – hier etwas inspiration.
28-06-2021: Das Langzeittest-Update findet ihr in den folgenden Absätzen.
Schwalbe Aerothan im Langzeittest – Update 06-2021
Marketing schafft es auch ganz elegant Punkte unter den Teppich zu kehren, die manchmal erst nach längerem Testen ans Tageslicht kommen. So auch der Fall bei den Aerothan-Schläuchen von Schwalbe. Eine große Entwicklung des deutschen Herstellers. Doch nach einigen Monaten des Testens machen sich ein paar Schwächen bemerkbar. In diesem Langzeitberichte zeige ich ob das teure Preisschild mit den damit verbundenen Erwartungen übereinstimmt.
Die Schwächen des Aerothan
Die wesentlichen Stärken und Marketingversprechen werden erfüllt, was Leichtigkeit und so weiter angeht. Die andere Seite der Medaille sieht aber wie folgt aus. Kleinere Details wie folgende fallen auf den ersten Blick nicht auf. Sind aber nicht zu verachten.
Fehlendes Ventilgewinde
Schläuche werden über Ventile mit Luft versorgt. Diese Tatsache macht jeden Schlauch aus, hier hat Schwalbe das Rad auch nicht neu erfunden. Jedoch auf ein Detail nicht so viel Wert gelegt. Nämlich das Außengewinde am Ventilschaft. Hier wird normalerweise eine Mutter aufgezogen, welche das Ventil an der Felge fixiert.
Schwalbe hat dieses Gewinde am Aerothan weggelassen. Das Ventil hängt nur noch in der Felge, kann sich aber theoretisch rein und raus bewegen. Ist meist nicht weiter schlimm. Auch zwecks Sicherheit kein relevanter Aspekt.
Der Grund warum man auf dieses Gewinde verzichten kann ist denkbar: das Ventil wird durch den Druck im Schlauch und Mantel sowieso nach außen gedrückt. Die Mutter zieht das Ventil auch nur in die gleiche Richtung und hat im pannenfreien Zustand keine Aufgabe. Doch wehe etwas läuft schief…
Zwei Szenarien sind denkbar, wenn diese Sicherung doch praktisch ist. Einmal beim Aufpumpen. Die Mutter fixiert das Ventil und das Aufpumpen fällt leichter, wenn das Ventil nicht in der Felge verschwindet. Bei einigen Standpumpen kann das also durchaus ein Problem werden. Noch schlimmer wird es bei Hochprofilfelgen, also Rennradfelgen mit einem hohen Profil von 40mm und mehr. Wenn der Schlauch nun platt ist, dann kann das komplette Ventil im schlimmsten Fall einfach in die Felge rutschen. Und dann muss man kreativ werden.
Dieser Aspekt wirkt wie ein nett gedachtes Feature, das Gewinde ist für die meisten Rennradfahrer auch wirklich unnötig. Viele fahren die Ventile sowieso schon immer ohne diese Sicherungsmutter. Doch darauf komplett zu verzichten? Kaum zu erklären, warum man diese Option allen Radfahrern vorenthält. Eventuell hilft folgende Beobachtung noch weiter.
Beim Einsetzen des Aerothan Schlauchs wird man feststellen, dass das Ventil kaum durch die Bohrung der Felge passt. Bei 3mm liegt normalerweise die Nennweite der Bohrung. Das Ventil vom Aerothan Schlauch misst aber 3,2mm … ist das in den Toleranzen untergegangen? Oder eine beabsichtigte Modifikation von Schwalbe?
Eventuell ist diese Übergröße dafür gedacht, dass beim Aerothan Schlauch das Ventil sicherer in der Felge sitzt. Statt auf ein Gewinde zu setzen. Das ist jetzt aber Spekulation.
In jedem Fall ist das dickere Ventil des Aerothan dafür verantwortlich, dass man den Schlauch nur mit etwas Gewalt (oder eben etwas mehr Kraft als üblich) in die Felge drückt. Beim ersten Mal war ich auch denkbar verwirrt, was denn hier nicht passt.
Dichtheit
Der Aerothan Schlauch ist ein Kunststoffgemisch, genauer gesagt thermoplastisches Polyurethan. Was im Prinzip dem Tubolito sehr ähnlich ist, denn auch dieser Ultraleicht-Schlauch bezeichnet zumindest auf der Werkstoffebene den gleichen Inhalt. Hier heißt es dann einfach „Thermoplast“, wo genau der Unterschied liegt kann bestimmt ein Chemiker beschreiben. Eine Gemeinsamkeit haben aber alle Schläuche.
Nach und nach verlieren Schläuche einfach Luft. Da diese über Tage und Wochen über die Wände, Ventil oder kleine Löcher entweicht. Je nachdem ob der Schlauch aus Latex, Butyl oder eben einem hochgezüchteten Werkstoff besteht. Alle verlieren Luft.
Ein Latexschlauch verliert diese sehr schnell. Nur wenige Tage kann ein hoher Druck von 7 und mehr Bar gehalten werden. Butyl schlägt sich ganz gut, hier kann die Luft mit am längsten gehalten werden. Je nachdem wie dickwandig der Schlauch ist. Rennradschläuche verlieren entsprechend schneller die Luft. Doch was ist mit thermoplastischem Polyurethan?
Auch hier entweicht Luft. Einige Besitzer machen es dem Schlauch gleich und verschaffen sich Luft in Reviews und Social Media. Tatsächlich verliert der Aerothanschlauch auch schnell Luft. Nicht so schnell wie Latex, aber doch spürbar. Da ich generell eher mit niedrigem Luftdruck fahre (unter 5 Bar) fällt mir das nicht so stark auf. In meinem Test war das kein so relevantes Kriterium. Es musste nur etwas häufiger nachgepumpt werden als bei einem Butylschlauch.
Pannensicherheit
Zuletzt der für mich gravierendste Punkt. Denn hier läuft Marketing und Ergebnis doch etwas auseinander. Versprochen wird ein Schlauch der sehr Pannensicher ist. Stiche durch den Reifen sollen dem Schlauch nicht zusetzen, da das Material fester und gleichzeitig flexibler ist als Butyl. Im Ergebnis soll der Schlauch weniger anfällig sein für solche Durchstiche. Doch in der Praxis ist das alles nicht so einfach.
Ob der Schlauch nun besser oder schlechter gegen Stiche geschützt ist kann ich nicht bewerten. Dazu muss unter Laborbedingungen der Schlauch entsprechend getestet werden. Doch sobald der Schlauch ein Loch hat wird es schwierig, eben unter reellen Bedingungen.
Schließlich kann man den Aerothan nicht einfach mit Vulkanisationsmittel und einem Flicken wieder dicht bekommen. Stattdessen benötigt man spezielle Flicken. Die Glueless-Patches von Schwalbe. Welche sowohl für Butyl als auch für den Aerothan-Schlauch laut Hersteller ausgelegt sind. Doch funktioniert das?
Ich hatte selbst noch nicht das Vergnügen einen Aerothan flicken zu müssen. Diese Schläuche fahre ich jetzt etwa 2.000km seit ein paar Monaten. Einen Platten hatte ich aber noch nicht. Doch die Meinungen im Netz sind eher negativ. Berichtet wird, dass die Flicken nicht ordentlich am Schlauch kleben. Oder eben nicht dicht halten. Das klingt wenig vielversprechend. Gleichzeitig kann ich diese Meinung nur so wiedergeben und nicht aus erster Hand berichten. Also habe ich einen kleinen Feldversuch gestartet.
Natürlich wollte ich jetzt nicht unnötig ein Loch in den Aerothan-Schlauch machen. Aber zumindest einen Glueless-Patch kann man ja aufbringen um zu sehen, wie gut dieser auf dem Schlauch hält.
Hier hatte ich zumindest keine Probleme. Der Flicken klebt super und soll sowohl für Aerothan als auch für Butyl funktionieren. Beim Aerothan muss man auch nicht den Schlauch mit Schleifpapier anrauen. Nun wollte ich den aufgetragenen Flicken testen. Indem ich den Schlauch aufpumpe um zu sehen wie sich an der verklebten Stelle der Flicken und Schlauch verhält. Doch das ging schief.
Mit einem lauten Knall ist mir der Aerothan um die Ohren geflogen. Gerade als ich noch bei niedrigem Luftdruck war (zwei bis drei Mal mit der Standpumpe gepumpt). Mir bleibt ein Pfeiffen in den Ohren, weil der Knall doch sehr laut war und auch unerwartet. Man darf scheinbar diese Schläuche nicht außerhalb eines Mantels aufpumpen. Da das auch sehr schnell passiert ist, wäre auch Vorsicht geboten wenn man den Schlauch zum Prüfen eines Flickens aufpumpt.
Der Punkt bleibt also weiter zu beobachten sein. Denkbar ist es durchaus, dass an dem Werkstoff des Aerothan die Flicken nicht ganz so gut halten, validieren kann ich das nicht. Die Nachteile sind kurz zusammengefasst aber:
- spezielle Flicken werden benötigt
- Aerothan Schlauch darf nur im Mantel aufgepumpt werden
- Flicken Haltbarkeit und Funktion laut anderen Reviews nur bedingt gegeben
Stärken des Aerothan
Nicht nur schlechtes gibt es vom Schlauch zu berichten. Ich persönlich mag den Aerothan durchaus sehr gerne. Denn er ist ultra leicht, super kompakt und leichtläufig. Diese Eigenschaften werden dem Marketing in jedem Fall gerecht.
So habe ich mir auch mein Ultra-Leicht Rennradkit gezielt mit einem Aerothan-Schlauch vervollständigt. Anders wäre ein so kleines Packmaß gar nicht möglich. Mehr dazu lest ihr in folgendem Beitrag.
Mein Langzeit-Fazit
Persönlich bleibe ich dem Aerothan erst Mal treu. Noch hatte ich damit keine Panne (bis auf das Erlebnis beim Aufpumpen ohne Reifen) und die negativen Aspekte überwiegen für mich nicht. Das kleine Notfall-Kit fürs Rennradfahren ist schon sehr praktisch. Man muss aber darauf achten, dass man auch die speziellen Glueless-Patches von Schwalbe für die Panne dabei hat. Und im besten Fall noch einen Butyl-Schlauch, falls die speziellen Flicken doch versagen.
Wer aber mit Hochprofilfelgen unterwegs ist sollte es sich genau überlegen, ob das fehlende Gewinde ein Problem werden könnte. Auch kann man in manchen Situationen vor einem Problem stehen, wenn die Pumpe nicht am Ventil greifen kann. Da sollte man also unbedingt aufpassen und die Kompatibilität vorher prüfen, bevor man in der Pampa steht und den Schlauch nicht mehr aufgepumpt bekommt.