Mein erster GPS Radcomputer war eine Offenbarung. Statt mit dem Handy zu eiern hatte ich plötzlich die ganze Weltkarte vor mir mit einem nahezu unendlichen Akku. Limits, die das Handy vorgab, waren plötzlich kein Thema mehr. Ich musste nicht mehr darauf achten das Display automatisch dimmen zu lassen oder nur bei Bedarf anzugehen, was in einer Handytasche mehr schlecht als recht funktioniert. Auch hatte ich jetzt jedem Gerät seine dedizierte Aufgabe wiedergegeben. Das Handy kann seine Stärken ausspielen und ein zweiter Gefährte (mein Wahoo Elemnt Bolt) war dann für Navigation und Streckenaufzeichnung zuständig. Und er kann noch mehr.

Aber braucht man wirklich einen dedizierten Radcomputer? Das Handy hat doch viel mehr Funktionen! Ich zeige in diesem Post alle Stärken und Schwächen der GPS Radcomputer im Vergleich zum Smartphone.

Youtuber Max machts vor

Hamburger Fixie-Enthusiast und Youtuber Skatepunk2324 aka Max aka Ja-man! hat einen YT-Channel mit nun über 100k Followern. Warum ist das wichtig? Weil der Werdegang dabei sehr typisch ist – hat er noch vor einigen Jahren immer mit dem Handy navigiert, so ist irgendwann der Switch auf einen Elemnt Roam Radcomputer passiert. Mit den stark wachsenden Zuschauerzahlen hat er sein Material immer weiter angepasst. Vom Fixie zum Rennrad und vom Handy zum Radcomputer. Ein typischer Weg, von „nutze was du hast“ hin zu „kaufe was du brauchst“.

Und so würde ich diese Entwicklung bei den meisten Fahrrad-Fanatikern vorhersagen. Nicht jeder, der ein Fahrrad hat, braucht sofort einen dedizierten Radcomputer. Das Handy ist für den Start völlig ausreichend. Doch schon bald werdet ihr an die Limits dieses Geräts kommen – und nach etwas besserem Ausschau halten. Dem GPS-Radcomputer. Warum ist dies so?

Dedizierte Einheit – Gebt die Spezialistenaufgaben an Spezialisten

GPS Radcomputer können deutlich weniger als ein Smartphone, aber das was sie können, können sie in der Regel besser. Akkulaufzeit? Effizienter! GPS Routen? Mit permanent beleuchtetem Bild, kein Problem! Training mit dem Rad? Keine Frage – das läuft auch viel besser mit dem kleinen Computer. Verbindung zu Puls-, Watt-, Geschwindigkeit- und anderen Sensoren auch kinderleicht.

Hier eine kurze Übersicht der Stärken und Schwächen, bevor ich auf diese im Detail eingehen möchte.

GPS Radcomputer

Was genau ist ein GPS Radcomputer, und was sollte man nicht in die gleiche Schublade stecken? Gemeint sind nicht die 10-Euro Baumarkt Fahrradcomputer, welche die Geschwindigkeit mittels Magnet am Vorderrad und verklappter Kabel anzeigen. Und mehr nicht.

Ein GPS Radcomputer bringt mindestens die Möglichkeit mit die Lokalisierung mittels Sateliten zu ermöglichen. Und solche Geräte müssen nicht teuer sein – die Einstiegsmodelle gibt es ab 50 Euro. Wie zum Beispiel den hier getesteten Sigma Pure GPS. Weiter geht die Reise dann mit Radcomputern mit Karten-Navigation und Sportfunktionen – Elemnt Bolt – Zugpferd der GPS-Radsportcomputer.

Stärken

  • Optimierte Akkulaufzeit
  • Wasser-, Wind- und Umweltbeständig
  • Sehr gute Navigation
  • Dedizierte Daten-Ansicht (Geschwindigkeit, Route, Zeit, etc.)
  • Training und Intervalle
  • Gut ablesbar, permanente Beleuchtung geht nicht auf den Akku

Schwächen

  • Ein weiteres Gerät (muss geladen, aktualisiert, gepflegt werden)
  • Zusätzliche Anschaffungskosten, zu dem bereits gegebenen Smartphone
  • Synchronisation in Apps manchmal schwierig (eigene „Apps“ auf Garmin-Geräten, Verbindungsprobleme bei Wahoo, etc.)

Stärken des Handy als Radcomputer

Fangen wir mit den Vorteilen und Stärken des Smartphones an. Generell ist das Smartphone für den Start absolut ausreichend. Zudem ist es meist deutlich besser integriert, weil man weniger Daten zwischen verschiedenen Lokalen synchronisieren muss. Strecken sind in den Apps (Strava, Komoot, etc.) bereits heruntergeladen. Aktivitäten liegen auch direkt da, wo sie aufgezeichnet wurden und hingehören.

Navigation und Halterung

Zur Not findet man immer den Weg nach hause, dank Google Maps oder Komoot Strecken. Jeder wird auf dem Gerät eine App haben, welche eine Navigation ermöglicht. Spontane Aktionen können so ohne große Umwege geplant und gefahren werden.

Dabei wird man das Handy nicht zwangsläufig am Rad sichtbar montieren müssen. Dazu wäre eine Handyhalterung eine gute Idee, und davon gibt es sehr viele (und wurden hier ausgiebig getestet Ultimative Handyhalterung fürs Rad – PeakDesign Slimlink im Test). Schließlich kann man sich auch über Navigationsansagen wunderbar leiten lassen. Beispielsweise mit einem „Knopf im Ohr“, zB ein Apple Airpod oder vergleichbare InEar-Gadgets. Die Ansagen der Navi-Apps sind mittlerweile so gut entwickelt, dass man sich gut zurecht findet.

Ich habe schon häufig darauf zurückgreifen müssen über Navigationsansagen zum Zielort geleitet zu werden. Auch in gänzlich neuen Locations klappt das ganz gut. Lediglich in eng verzweigten geschlossenen Ortschaften (zB. in einer Siedlung auf Mallorca) kann es schwierig werden, das richtige „links“ aus vielen ausstrahlenden Wegen und Kreuzungen zu fahren. Was aber meist kein Problem darstellt, da man schnell umgeleitet wird.

Insgesamt klappt die Navigation mit dem Smartphone und Rad sehr gut.

Zweitgerät als Radcomputer

Im CyclingTips Podcast wurde mal gescherzt, man könnte eigentlich ein zweites Smartphone als GPS Radcomputer nutzen. Die Idee kam nicht von irgendwoher – die Marke Hammerhead hatte kürzlich den Karoo 2 vorgestellt. Das GPS-Computer-gewordene-Smartphone. Anders als Garmin, Wahoo und vergleichbare Hersteller imitiert der Karoo ein Smartphone. Großes Display hinter Glas, Touchscreen und Android als Betriebssystem. Auch eine SIM-Karte kann man einsetzen um permanente Internetverbindung zu haben. Wo liegt da noch der Unterschied zum Smartphone?

Schwer zu sagen, es ist tatsächlich mehr ein Smartphone was ein GPS Radcomputer nachahmt. Und für viele ist das eine sehr gute Idee. Doch wieso nicht gleich einfach ein günstiges Android-Einstiegsgerät kaufen und das als GPS Radcomputer nutzen?

Meist wird man damit weniger glücklich, weil die Akkulaufzeit nicht passt und die einzelnen Apps nicht darauf ausgelegt sind. Während es beim Karoo tatsächlich die gleichen Funktionen (Sensorenverbindung, Navigation, Übersichtsseiten, Sportfunktion mit strukturierten Plänen, etc) wie auf dem GPS Radcomputer gibt.

Insofern ist ein Zweitgerät nicht ernst zu nehmen. Besser gleich auf ein GPS Radcomputer im gleichen Preissegment ausweichen, welches dann eine hohe Akkulaufzeit hat und für seinen Gebrauch auch gedacht ist. Und bei Regen und allen Umweltbedingungen auch deutlich resistenter ist.

Stärken des GPS Radcomputers

Nun sind Smartphones durchaus eine Alternative. Falls der GPS Radcomputer ausfällt, oder weil man damit erst mal starten möchte. Doch welches sind die Gründe, dass man doch zu einem dedizierten Gerät wechseln möchte? Für mich ergeben sich folgende Vorzüge.

  • Sportfunktionen: Kopplung an Sensoren, Strukturierte Trainingspläne
  • Navigation: Sehr gute Navigation bei gut ablesbarem Display, welches weit über 10 Stunden betrieben werden kann
  • Akkulaufzeit: die meisten Geräte können sogar 16 Stunden und deutlich mehr mit allen Funktionen (GPS, Navi, Streckenaufzeichnung, etc) genutzt werden; gleichzeitig kann das Smartphone in den Flugmodus gesetzt werden und man hat im Notfall immer noch ein Gerät mit vollem Akku
  • Umweltresistenz: Regen, Eis und Schnee machen dem Radcomputer nichts aus

Auf diese Punkte möchte ich im Detail noch kurz eingehen.

Sportfunktionen mit dem GPS Radcomputer

Spätestens wenn es um Sport und Workouts geht wird der GPS Radcomputer unverzichtbar. Für wen das Rad mehr als ein Transportmittel sondern auch Sportgerät ist, der wird mit dem Handy nicht glücklich. Schließlich will man mindestens einen Herzfrequenzmesser koppeln, doch viele Apps unterstützen dies am Handy nicht (zB. Strava, das beliebteste Sport-Social-Network hat immer wieder die Kopplung in der App angeboten und verworfen, aus unternehmensstrategischen Gründen). Hat man Einen Trittfrequenz-, Watt- und Pulsmesser, dann ist man bei einem Radcomputer deutlich besser aufgehoben.

Visuell kann der Radcomputer einen Trainingsplan sehr gut darstellen. Man sieht die Trainingsblöcke mit Intensität und Zeit. Über ein Signal wird ein Interval eingeläutet und beendet. So macht das Training Spaß, weil man sich nicht viele Gedanken um die Gestaltung der Intervalle machen muss.

Navigation

Karten sind neben den Datenblättern auf dem Radcomputer die häufigste Ansicht. Sich über die Routen im Klaren sein ist ein wichtiger Aspekt, sobald man die Hausroute verlässt. Die meiste Zeit habe ich auf dem Bildschirm eine Karteneinblendung, weil mir dies meist noch wichtiger als die Daten und Zahlen sind.

Dabei gibt es verschiedene Navigationsmöglichkeiten. Einstiegsgeräte haben nur eine pfeilbasierte Darstellung, die in etwa die Richtung vorgibt (im Bild oben der Sigma Sport Pure GPS Radcomputer). Hingegen gibt es dann Upgrades hin zu Monochrom-Bild und sogar Displays mit farblich markierten Wegen und Straßen.

Umweltresistenz

Überhitzung und Frost sind für digitale Geräte mit Akku immer eine Herausforderung. Für große Displays, wie sie heute bei Smartphones üblich sind, ist das Problem prominenter als bei kleineren Geräten. Denn diese fangen mehr Sonnenlicht ein und können im Sommer schneller überhitzen. Ein echtes Problem für die Akkulaufzeit. Genauso der Fall bei Temperaturen von 0° und kälter.

Hingegen wird ein Elemnt Bolt wie ein kleiner Ziegelstein jegliche Stürze unbeschadet überstehen. Egal ob man ihn Jahrelang im Regen fährt oder ob er sich mal lose macht und auf die Straße poltert. Mein Bolt hat einiges mitgemacht und Jahrelang zuverlässig seinen Dienst erbracht.

Akkulaufzeit

Zuletzt bleibt noch zu sagen, dass die Akkulaufzeit der GPS Radcomputer den finalen Ausschlag hin zu diesem Gadget bringt. Es ist einfach ein no-brainer – man spart Akku am Handy und der dedizierte Computer wird, spezialisiert für seinen Einsatzzweck, über mehrere Tage seine Ausdauer ausspielen. Da bleibt nicht viel zu sagen.

Fazit

Wie steht ihr zu den oben genannten Kriterien? Sind diese überzeugend genug, um den Sprung vom Handy auf eine spezialisierte Einheit zu machen? Oder bleibt ihr doch lieber beim Smartphone. Schreibt mir gerne einen Kommentar.

Falls noch eine Übersicht zu verschiedenen Radcomputern sucht, hier sind die hier im Blog bereits getesteten Modelle: