Info: In diesem Beitrag wurden die Produkte selbst erworben, eine Kooperation mit Herstellern erfolgt nicht. Erfahrt mehr über Werbung auf Velonerd.cc.

Um den Umbau zum Tubeless-System bzw. die Wartung von Tubelessreifen einfacher zu gestalten, gibt es Tubeless-Kits von etlichen Herstellern. Im Regelfall sind diese Sets vor allem dafür gedacht, den Umbau von Tubeless (offiziell und inoffiziell) geeigneten Reifen mit Schlauch zu Tubelessreifen umzubauen. Doch ein Kit bringt auch Komponenten mit, die Du vielleicht nicht brauchst. Welche das sind und ob ein Kit überhaupt das richtige für dich ist, das finden wir in diesem Beitrag heraus.

Tubeless-Kits im Überblick

An oberster Stelle in diesem Beitrag siehst Du einen Überblick zu verschiedenen Tubeless-Kits. Doch es geht im Kern nicht nur um das kuratierte Produkt-Bundle sondern vor allem darum, was man überhaupt braucht. Und wer was braucht.

2015 war die Tubeless-Welt noch einfach. Es gab nur Mountainbiker die Tubelessreifen gefahren sind. Damit waren die Ansprüche und Mittel klar, jeder brauchte in etwa das gleiche. Heute ist das ganz anders. Als Rennradfahrer fährt man einen knackigen kleinen Reifen bei relativ hohem Druck. Sowohl die Milch, als auch die Standards am Reifen und Felge, sind ganz andere oder haben andere Ansprüche. Spricht man beim MTB Reifen davon, dass eine Milch 8mm Schnitte abdichten kann, dann sind es in der Praxis beim Rennrad nicht mal mehr als 2mm die abgedichtet werden können.

Zusätzlich geht die Entwicklung moderner Laufräder und Felgen dazu über, dass es nur noch tubelessspezifische Felgen gibt. Man braucht kein Felgenband mehr. Dafür muss man aber darauf achten, ob eine Felge dem TSS oder TC Standard folgt, was die Kompatibilität mit Reifen angeht.

Achte beim Reifen/Laufrad auf:

  • hast du eine Tubeless-Ready Felge, braucht diese evtl. kein Felgenband? Oder ist ein Felgenband ab Werk verbaut? Dann brauchst du in der Regel auch kein Felgenband im Kit.
  • viele Felgen können auch ohne Felgenband ausgeliefert werden aber können umgebaut werden auf Tubeless; entweder ist die Felge vom Hersteller dazu freigegeben oder ihr geht das Risiko ein „frei Schnauze“ auf Tubeless umzubauen, ihr seid da nicht weiter eingeschränkt das zu tun auch wenn das nicht alle Hersteller offiziell freigeben
  • kommt die Felge mit Tubeless-Ventilen oder brauchst du welche?

Achte bei deinem Fahrerprofil auf:

  • MTB-Reifen: können leicht auf Tubeless umgebaut werden, die meisten Felgen sind darauf ausgelegt; die Standards „TSS“ und „TC“ sind nicht wirklich wichtig in dem Segment
  • Gravel-Reifen: sind ebenfalls wie MTB meist leichter auf Tubeless umgerüstet, der niedrigere Druck (im Vergleich zum Rennrad) lässt Löcher besser abdichten; die Standards „TSS“ und „TC“ können relevant sein
  • Rennradreifen: hoher Druck am Reifen macht viele Dichtmittel unbrauchbar; Man muss unbedingt auf „TSS“ und „TC“ Standards und Kompatibilität zwischen Reifen und Felge achten; es gilt ein maximaler Druck von 5,0bar (72PSI) – egal was auf dem Reifen sonst steht (außer, es ist noch niedriger).
  • Tourenreifen: Tubeless ist sehr ungewöhnlich für Fitness- und Tourenbiker, da bietet es sich meist an lieber auf Reifen mit Pannenschutzband zu setzen.

Diese Fälle solltest du also immer berücksichtigen, wenn es um die Auswahl eines Tubeless Kits geht. Ich habe die Tubeless-Kits der Marktführer auf dem Gebiet der Tubelessreifen zusammengesucht und auf ihre Inhalte überprüft. Im Prinzip ist das Wichtigste immer dabei – nur das Ventil- und Spritzen-Set von Milkit kommt ohne die notwendige Dichtmilch, beinhaltet dafür aber ein System zum sauberen Nachfüllen von Dichtmilch.

Der Inhalt eines Tubeless-Kits

Gehen wir einmal die einzelnen Produkte durch die in einem Kit enthalten sein können. Damit weißt Du, was wirklich wichtig ist und was nur ein Bonus ist.

  • Dichtmilch / Dichtmittel: Das wohl wichtigste Kernstück des Tubeless-Systems. Nur dank der Dichtmilch (auch: Dichtflüssigkeit oder Dichtmittel) bleibt die Luft im Reifen ohne langsam zu entweichen. Dichtmilch trocknet mit der Zeit aus und muss in der Regel ein bis zweimal im Jahr nachgefüllt werden. Das hängt vom Hersteller ab, da es auch Dichtmittel gibt die gar nicht aushärten sollen (zB. Produkte von Finishline).
  • Tubeless-Ventile: Auch die Tubeless-Ventile sind für dem Umbau essentiell. In den allermeisten Fällen sind diese Ventile nach Sclaverand-Bauart angefertigt (mehr dazu erfährst Du hier: Fahrradventile) und verfügen über einen ausschraubbaren Ventileinsatz, damit die Dichtmilch so eingefüllt werden kann. Theoretisch kann man auch die alten, gewöhnlichen Ventile in Tubeless-Ventile umbauen – dafür muss aber schon sein Handwerk verstehen. Mehr Tipps dazu in unserem Tubeless-Ventil-Beitrag. Viele Tubeless-Ready Felgen kommen mit passenden Ventilen.
  • Einfüllhilfe: Eine Spritze und oder Schlauchstück zum Befüllen ist sehr hilfreich, aber leider nicht jeder Hersteller denkt daran.
  • Tubeless-Felgenband: Dies benötigt man nur für das Abdichten von undichten Fahrradfelgen – also Fahrradfelgen, die Löcher haben. Moderne Tubeless-Ready Fahrradfelgen sind aber schon so gebaut, dass man kein Tubeless-Felgenband benötigt oder eines ist ab Werk verbaut. Plant aber am besten immer ein, denn es ist besser solches Felgenband auf Reserve zu haben.
  • (Optional) Ventilschlüssel: Der Ventilschlüssel dient dazu, den herausschraubbaren Ventilkern zu entfernen. Im Regelfall ist der Ventilschlüssel klein, schwarz und aus Kunststoff. Nicht absolut notwendig, da man die Dichtmilch auch direkt in den Reifen geben kann (ist aber umständlicher). Zudem wird man früher oder später diesen Schlüssel brauchen um frisches Dichtmittel nachzufüllen.
  • (Optional) Montage-Fluid: Montage-Fluid soll dabei helfen, den Reifen für den Tubeless-Umbau in die richtige Position zu bekommen. Beim ersten Aufpumpen muss man schlagartig genug Luft in den Reifen bekommen, damit der Reifen „aufpoppt“ und abdichtet. Bei manchen Felgen- und Reifen-Kombinationen kann dieser Schritt schwierig sein. Indem man die Reifenflanken mit Montage-Fluid einreibt, soll es einfacher gehen. Ersatzweise kann man aber einfach Seifenlauge oder Dichtmilch verwenden können. (→ mehr dazu erfährst Du hier: Tubeless-Montage)
  • (Optional) Reifenheber: Reifenheber sind immer extrem hilfreich, wenn es um die Montage oder Demontage eines neuen Reifen geht, und man sich nicht die Finger brechen möchte. Aber Reifenheber sind auch immer bei Reifen-Flicksets dabei und sind günstig zu bekommen. Eigentlich habt ihr auch schon welche zuhause, oder?
  • (Optional) Schlauchstücke, Montage-Tücher, etc: Alles andere ist extra. Manchmal bekommt man zusätzliche Schlauchstücke oder Montage-Tücher, die dabei helfen sollen, dass das Auffüllen mit der Dichtmilch zu keiner Sauerei führt. Wenn man eine Badewanne hat, kann man die Prozedur aber auch einfach dort erfüllen und vermeidet so zumindest, dass die Wohnung vollgesaut wird.

Kurz und knapp – nur drei Dinge sind essenziell:

  • Dichtmittel, Ventile und Felgenband; und die letzten beiden auch nicht immer

Bedeutet also, dass ihr mit hoher Wahrscheinlichkeit gar kein Tubeless Kit braucht. Sondern im besten Fall einfach nur die Dichtmilch kauft und loslegen könnt.

Dichtmittel aka Tubelessmilch

Dichtmittel kann über das Ventil oder (für erfahrene Tubeless-Monteure) direkt in den Reifen gegeben werden.

Eins der wichtigsten Bestandteile des Tubeless-Kits ist das Dichtmittel. Als Tubeless-Fahrer benötigt man jedoch einen dauernden Vorrat an Tubelessmilch, da man die Reifen regelmäßig wieder mit Dichtmittel auffüllen muss. In der Regel sollte man die Tubelessmilch ein bis zweimal im Jahr nachfüllen. Die Tubelessmilch sorgt bei der Montage dafür, dass Reifen und Felge eine luftdichte Einheit bilden. Aber die Tubelessmilch sorgt auch dafür, dass der Tubeless-Reifen so extrem pannensicher ist. Wenn der Reifen bei der Fahrt von einem spitzen Gegenstand durchstochen wird, kann man manchmal direkt dabei zuschauen, wie die Dichtmilch in Aktion tritt und das Loch abdichtet.

Dichtmittel ist aber nicht gleich Dichtmittel. Je nach Hersteller kann es bei der chemischen Zusammenstellung der Flüssigkeit erhebliche Unterschiede geben. In einem separaten Beitrag bin ich auf das Thema im Detail eingegangen: